Reden wir über Trinkgeld: Für viele Urlauber ist das ein eher unangenehmes Thema. Denn nicht nur muss man in unterschiedlichen Ländern die verschiedenen Kulturen beachten – hier und da ist es verpönt, woanders wird es erwartet, aber wie viel? Dazu kommt, dass es in manche Urlaubs-Situationen geradezu erwartet wird, dass Reisende spendabel sind.
So berichtet es auch ein aktueller Artikel, der sich speziell des Themas Trinkgeld auf der Kreuzfahrt annimmt und feststellt: Manchmal können sich Urlauber moralisch verpflichtet fühlen, „Tip“ zu geben. Immerhin, so ist dort zu lesen, steht bereits in Katalogen und wird im Reisebüro darauf hingewiesen, dass ein gewisser Betrag üblich sei. Und das ist nicht eben wenig, zum Teil mehr als 200 Euro pro Woche. Doch auch Kreuzfahrten werden beileibe nicht nur von den „oberen Zehntausend“ begangen – mancher spart viele Jahre auf so ein besonderes Erlebnis.
Manchmal ist das Trinkgeld schon im Reisepreis einberechnet
Darauf verlassen sollte man sich nicht. Dabei beschloss der Bundesgerichtshof bereits 2015: Automatisch von den Passagieren Trinkgeldern zu kassieren – eine Art „Zwangstrinkgeld“ – ist unzulässig. Allerdings ging es bei diesem Urteil vor allem um das Wettbewerbsrecht, also um konkurrierende Reedereien. Der einzelne Reisende profitiert noch heute nicht davon: Wer das automatisch vom Bordkonto abgebuchte Trinkgeld für unangemessen hält, muss vor Ort persönlich dagegen vorgehen. Darum zahlen die meisten Urlauber eben doch – das ist einfach stressfreier.
Nun könnte man argumentieren, Kreuzfahrten seien in Zeiten des Klimawandels ohnehin keine besonders gute Idee, was sicher nicht ganz falsch ist. Am eigentlichen Problem ändert das wenig, denn hier gibt es noch einen anderen Aspekt: Häufig sind Servicekräfte darauf angewiesen, ihre Löhne sind zum Teil auch absichtlich gering – weil unter anderem die Gastronomie die Zusatzeinnahmen durch Trinkgeld in ihre Löhne einberechnet.
Und da liegt für mich das weit größere Problem. Viele Menschen leben auf der ganzen Welt vom Tourismus, wovon wir als Reisefreunde gern profitieren: Durch saubere Hotelzimmer, gutes Essen, den einen oder anderen erfüllten Extrawunsch. Diese Menschen sollten angemessen bezahlt werden und nicht darauf warten müssen, dass ein wohlmeinender Urlauber ihre Leistung durch Geld entlohnt. Das ist doch zuallererst die Aufgabe der Unternehmen, die sie beschäftigen. Ob nun auf der Kreuzfahrt oder im heimischen Restaurant.
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