Mindestens 2000 Tote. Rund 18.000 auf der Flucht. Eine völlig zerstörte Stadt. Und trotzdem pilgern jährlich Tausende Menschen genau an jenen Ort, den ein verheerender Vulkanausbruch vor beinah 2000 Jahren dem Erdboden gleich machte. Was fasziniert uns so sehr an Pompeji? Es ist sowohl die Gegenwart als auch die in dem heutigen Ort stets präsente Gegenwart, die so interessant ist an der kleinen Stadt in Kampanien.
Heute ist Pompeji, mit rund 25.000 Einwohnern ein eher beschaulicher Ort im Golf von Neapel, ein schmuckes kleines Städtchen. Rund 30 Kilometer sind es nur bis zum Flughafen Neapel. Auch im Ort selbst gibt es durchaus Sehenswertes, etwa die Wallfahrtsbasilika Unserer lieben Frau vom Rosenkranz. Wer mag, kann sich mit einem Fahrstuhl bis in den Glockenturm befördern lassen und von dort aus die Gegend und besonders den Vesuv überblicken.
Doch tatsächlich kommen die Touristen natürlich wegen der Ausgrabungsstätte. Sie zeugt – ironischerweise gerade wegen des Vulkanausbruchs, der die Stadt in vielen Teilen praktisch konservierte – vom Leben einer einstmals blühenden Hafenstadt. Einst nämlich lag Pompeji deutlich näher am Meer als heute und besass einen Hafen, der ein wichtiger Handelsplatz war. Die Stadt war wohlhabend, man leistete sich ein Theater, prächtige Bäder und eine große Sportanlage mit Schwimmbad. All das weiß man, weil im 18. Jahrhundert Teile der Stadt wiederentdeckt wurden – zuvor waren Pompeji und auch der Nachbarort Herculaneum in Vergessenheit geraten, die Gegend war nach dem Vulkanausbruch lange nicht mehr bewohnbar.
Erst im 19. Jahrhundert jedoch gab es Anstrengungen, die bisher eher unstrukturierten Ausgrabungen systematischer anzugehen. Dabei wurden auch viele Überreste der Bewohner entdeckt, die durch den Archäologen Giuseppe Fiorelli mithilfe von Gips konserviert wurden. Sie gehören heute wohl zu den Sehenswürdigkeiten Pompejis, die immer noch zur Faszination der Stadt beitragen.
Neue Entdeckungen in Pompeji:
Spannend ist jedoch vor allem, dass wir aus den Ausgrabungen erkennen können, wie die Menschen zu jener Zeit lebten. So haben neueste Erkenntnisse gar Details über die Schlafquartiere von Sklaven enthüllt, und seit geraumer Zeit ist auch bekannt, dass schon im alten Pompeji Imbissstände den Bewohnern zu einem schnellen Snack auf die Hand verhalfen.
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich selbst mal in diesen nahezu eingefrorenen Moment der Zeit zu begeben, den uns die Ausgrabungsstätte bietet: Einen Tag sollten Sie für die spannenden Ausgrabungen mindestens einplanen. Mein Tipp: Nutzen Sie die Pläne, die es auf der offiziellen Pompeji-Webseite gibt. Denn nicht alles, was entdeckt wurde, steht auch für die Öffentlichkeit zur Verfügung. Ein besonderes Erlebnis wird der Besuch dann, wenn Sie zuvor den Vesuv besteigen – sich danach in die Ausstellung zu begeben, bekommt so einen ganz besonderen Effekt. Zu den sehenswertesten Orten gehört dann sicherlich die Villa dei Misteri mit ihren Fresken, das Lupanar und natürlich das Haus der Vettier. Auch eine geführte Tour ist durchaus eine Option – die Ausgrabungsstätte ist riesig und kann recht einschüchternd wirken.