Über das Castel dell’Ovo

An historischen Gemäuern mangelt es Neapel kaum. Wer sich für Geschichte interessiert, wird hier viele Spuren der Vergangenheit entdecken. Auch das Castel dell’Ovo gehört dazu. Diese imposante Festungsanlage befindet sich auf der kleinen Insel Megaride. Vom Festland aus führt ein Steg hinüber, sodass die Besucher mühelos zur Burg gelangen. Die Insel gehört zum Stadtteil San Ferdinando. Obwohl die Anlage nicht besonders groß ist, lohnt es sich, einen Ausflug dorthin zu unternehmen. Hier wandeln Sie auf geschichtsträchtigen Pfaden und können das Rad der Zeit zumindest gedanklich einmal zurückdrehen.

Rund um die Festung ranken sich interessante Legenden. So soll die Festungsanlage ihren Namen dem römischen Dichter Vergil verdanken, der zur damaligen Zeit als großer Zauberer bekannt war. In der Antike platzierte er einer Legende nach ein Ei auf dem Fundament der Burg. Solange dieses Ei nicht beschädigt würde, wäre auch Neapel nicht in Gefahr. Im Mittelalter gehörte es zu den Pflichten von Neapels Regenten, während ihrer Amtszeit mindestens ein Mal nach dem Ei zu sehen, um das Volk von der Sicherheit der Stadt zu überzeugen. So wurde die Burg als Castel dell’Ovo (Eierfestung) benannt. Eine weitere Legende besagt, dass an dieser Stelle die verzweifelte Sirene Parthenope an Land gespült wurde. Diese hatte versucht, Odysseus mit ihrem Gesang zu betören, was ihr aber nicht gelang.

Von der Villa zur Festung

Castel dell’Ovo in NeapelIm 6. Jahrhundert vor Christus wurde auf der Insel Megaride die erste Siedlung gegründet. Etwas später, im 1. Jahrhundert vor Christus errichtete Lucius Licinius Lucullus dort seine prachtvolle Villa. Erst um 450 nach Christus wurde aus der Villa allmählich eine befestigte Anlage. Später lebte hier Romulus Augustulus in Verbannung. Ende des 5. Jahrhunderts wurde aus der Anlage ein Kloster. Im 9. Jahrhundert wurden die übrig gebliebenen Ruinen abgerissen, um Angreifern keinen Schutz zu bieten. Erst im 12. Jahrhundert mit dem Einzug der Normannen wurde an gleicher Stelle eine richtige Burg erbaut. Diese wurde später zum Herrschaftssitz, anschließend zum Sitz der Königlichen Kammer. Außerdem beherbergte die Burg die königliche Schatzkammer. Jahre später wurde die Anlage auch als Gefängnis genutzt.

Nachdem das Castel dell’Ovo im Krieg beschädigt wurde, wird die Burganlage heute vor allem für verschiedene Ausstellungen genutzt. Innerhalb der Mauern befinden sich mehrere Gebäude, in denen die Ausstellungen zu besichtigen sind. Das Fischerdorf Borgo Marinari, das sich am Ostwall der Festung befindet, entwickelte sich im 19. Jahrhundert. Einen Spaziergang entlang der Marina mit Einkehr in einem der zahlreichen Fischrestaurants kann ich nur empfehlen. Das Castel dell’Ovo präsentiert seinen Besuchern eine wunderschöne Aussicht und zeigt Neapel aus einer völlig anderen Perspektive. Die schmale Dammstraße zur Anlage bietet ein traumhaftes Fotomotiv. Hinzu kommt die angenehme Tatsache, dass der Eintritt kostenlos ist. Geöffnet ist montags bis samstags von 8 Uhr bis zum Sonnenuntergang. Sonntags ist eine Besichtigung nur von 9 Uhr bis 13 Uhr möglich. (Stand August 2023)

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