Verschmutzte Strände, schlechte Wasserqualität: Gerade in Italien zeigte sich in vergangenen Jahren oft der Nachteil des Massentourismus. Allerdings hat das Land in vielen Bereichen massiv gegengesteuert, sei es mit Extra-Gebühren oder begrenztem Eintritt für touristische Attraktionen, aber auch mit längst fälligen Renovierungen oder Ideen für mehr Nachhaltigkeit.

All diese Bemühungen, die letztendlich uns als Touristen zugute kommen, zeigen Wirkung. Neben Corona – denn tatsächlich hatten die stark zurückgegangenen Besucherzahlen bereits im Jahr 2020 eine deutliche Wirkung auf die italienische Wasserqualität. Nun bescheinigt ein ganz deutliches Zeichen, dass sich etwas getan hat. 427 Strände in Italien dürfen 2022 die blaue Flagge hissen. Das sind mehr als im Jahr zuvor, aber ausruhen sollte sich das Land auf der Auszeichnung der „Foundation for Environmental Education“ nicht: Eine ganze Reihe beliebter Urlaubsländer liegen noch voraus, darunter Spanien als Spitzenreiter, aber auch Griechenland und die Türkei.

Via Krupp auf CapriDie blaue Flagge steht unter anderem für gute Leistungen im Umweltmanagement, der Entsorgung von Abfällen und Abwasser, Sicherheit und einiges mehr. Badestellen müssen gepflegt, naturbelassene Strände gesichert und Sanitäreinrichtungen vorhanden sein – und natürlich wird die Qualität der Badegewässer untersucht. Hier gilt, dass die Richtwerte während der gesamten Saison nicht überschritten werden dürfen.

Keine ganz leichten Anforderungen also, aber durchaus ein Qualitätssiegel, mit dem Gemeinden in Italien stolz werben können. Darunter finden sich in diesem Jahr etwa 18 Orte in Kampanien, wie z.B. Anacapri auf der Insel Capri und Sorrent. Am meisten allerdings hat sich Ligurien angestrengt. 32 Badeorte wurden hier ausgezeichnet, schreibt die Kleine Zeitung.

Sich auf eine gute Wasserqualität verlassen zu können, ist für Badeurlauber ein wichtiges Merkmal für eine entspannte Reise. In Puncto Umweltschutz aufgrund des Massentourismus bleibt aber immer noch einiges zu tun. Viele Gegenden, wie etwa Südtirol, setzen dabei auf eine Beschränkung von Besucherzahlen. In Südtirol sorgt die Ankündigung, etwa die Bettenzahlen zu begrenzen, allerdings auch für Frust – auch, weil die Maßnahmen kleinere Unternehmen an der Expansion hindern könnten.

In Venedig hingegen setzt man auf Eintrittsgebühren. Diese sollen bereits ab Juli gelten. Dann müssen sich alle, die die Lagungenstadt nur als Tagesbesucher aufsuchen, auf einen saftigen Aufschlag von bis zu 10 Euro einstellen. Vorher muss sich dann auf einem Online-Portal angemeldet werden.

So wirklich glücklich ist mit derartigen Plänen in Italien aktuell noch niemand, am wenigsten die örtlichen Tourismusverbände. Da scheint es doch sinnvoller, sich mit Aktionen wie dem Bemühen um die blaue Flagge mehr auf die positiven Aspekte zu konzentrieren: Zeigen, dass man Umweltschutz und Nachhaltigkeit ernst nimmt. Das Problem zu vieler Besucher löst das allein jedoch leider auch nicht.