Wie können beliebte Reiseziele dem Massentourismus Herr werden? Die Frage treibt die Tourismusindustrie seit einiger Zeit um – das Stichwort Nachhaltigkeit ist hierbei ein besonders drängendes Thema. In Zeiten des Klimawandel sollten wir schließlich alle etwas empfindlicher werden für die Frage, wie wir auch in Zukunft noch so reisen können, dass alle etwas davon haben; die Urlauber genauso wie die Menschen, die in den stark frequentierten Urlaubsgegenden leben – und davon leben, dass wir diese Orte so gern besuchen.

Eine Möglichkeit wird bald bereits umgesetzt, jedenfalls in einigen Ländern: Eine Eintrittsgebühr, die den Strom von Reisenden an bestimmten Zielen in erträglichere Bahnen lenken soll. Vorreiter in Europa will Venedig sein. Die Pläne in der kleinen und von Besuchern häufig nahezu überrannten italienischen Stadt stehen bereits seit 2020, wurden aber aufgrund von Corona erst einmal zurückgestellt. Jetzt aber steht fest, dass Tagestouristen eine Gebühr von rund fünf Euro bezahlen sollen – und zwar vorab, also bevor sie Venedig überhaupt betreten. Damit erhoffen sich die Venezianer, den Andrang der Touristen auf unter 100.000 Menschen täglich zu senken, und zwar ab diesem Sommer.

Gebühren gegen Massentourismus schon ab 2022:

Maßnahmen gegen MassentourismusDeutlich weiter sind die Ideen in Thailand. Hier plant man eine pauschale Gebühr auf Flugreisen in eines der beliebtesten asiatischen Länder, die bereits ab April erhoben werden soll. Die zusätzlichen rund sieben Euro (300 Baht) sollen allerdings keine Touristen abschrecken – dafür ist der Betrag auch zu gering. Stattdessen möchte Thailand diese Einnahmen nutzen, um unter anderem neue Attraktionen zu finanzieren.

In Italien möchte man die Zusatzeinnahmen verwenden, um die Reinigungs- und Instandhaltungskosten abzufangen, die durch den stetigen Strom an Touristen permanent in Venedig entstehen. Auch müssen täglich enorme Mengen Abfall beseitigt werden. Geplant sind zudem Drehkreuze an wichtigen Knotenpunkten der Stadt, um die Zahl der Touristen zu begrenzen und leichter lenken zu können.

Ob diese Maßnahmen von einem finanziellen Standpunkt aus gesehen sinnvoll sind, wird sich zeigen. Auch in Venedig wird eine solche Gebühr, zumal sie durchaus bezahlbar scheint, kaum Urlauber von einem Kurztrip abhalten. Dass derartige Massnahmen aber durchaus notwendig erscheinen, ist eine andere Sache. Zum einen sind alle beliebten Urlaubsländer und -regionen von der Covid-19-Pandemie stark betroffen gewesen. Überall dort, wo Menschen vom Tourismus leben, gab es lange und harte Durststrecken – und gerade Länder wie Thailand traf das besonders hart. 2019 etwa hat das Land über 40 Prozent der internationalen Tourismuseinnahmen in Südost-Asien erwirtschaftet. In Venedig liegen die Probleme etwas anders: Die historische Stadt ächzt seit vielen Jahren unter einer unerhört hohen Anzahl von Besuchern. Schätzungsweise 590 Besucher auf jeweils einen Einheimischen waren es vor der Pandemie – dieses Ungleichgewicht lässt etwa Einheimische fliehen und sorgt für ein Missverhältnis in der Wirtschaft.

Während die einen also die Stadt davor bewahren wollen, sich sozusagen selbst zu zersetzen, sorgt anderswo ein ganzes Land vor, um vielleicht in Zukunft sinnvolle Investitionen zu tätigen. Massentourismus jedoch schadet langfristig allen – es ist gut, dafür zu sorgen, dass ein Ungleichgewicht wieder in vernünftige Bahnen gelenkt wird.